Habt Ihr schon mal Christbaum gegessen? Nein, nicht den französischen Weihnachtsklassiker „Bûche de Noël“. Sondern richtig echten Christbaum, ganz klassisch Fichte oder Tanne.
Ja, Ihr lest richtig, diese Nadelbäume sind essbar, ebenso Kiefer, Douglasie oder auch Lärche. Giftig sind jedoch Eiben und Thujen – von denen sollte man besser die Finger lassen.
Von zitronig-herb bis waldaromatisch
Dass wir nicht nur frische Maiwipfel, also die zarten, hellgrünen Triebspitzen, vernaschen können, hat mir schon im letzten Jahr die Nach-Weihnachtszeit kulinarisch durchaus versüßt. Meinem persönlichen Wunsch nach „upcycle or recycle“ kommt die Weiterverarbeitung des Christbaumes ebenso entgegen. Also habe ich experimentiert – mit Fichtenbutter und -marinaden, Fichtensirup, Fichtenzucker und einem Fichtenflan. Nicht zu vergessen: Mit hellgrünem Zuckerguss, der bei Kuchen und Plätzchen zum Einsatz kommt und ihnen eine weihnachtliche Note verleiht. Kulinarisch, das habe ich für mich festgestellt, ist die Fichte mit ihrem zitronig-herben Geschmack deutlich reizvoller als die Tanne. Der waldaromatische Duft der Tanne, der etwas mehr Orangennote mitbringt, sagt jedoch meiner Nase mehr zu – deshalb mag ich sie ebenfalls in Marinaden, verarbeite sie aber sonst eher zu Tannensalz. Eine absolut natürliche Zutat für ein duftendes Bad oder Inhalat. Für Gegrilltes könnt Ihr übrigens die Zweige beider Bäume nutzen. Packt dafür ein großes Stück geräucherten Tofu oder Grillkäse in weiche Tannen- oder Fichtenzweige. Die Zweige halten das Grillgut saftig und geben gleichzeitig ein feines Aroma ab.
Wichtig: Für all diese Genüsse braucht Ihr Bio-Grün. Wer seinen Christbaum nicht abernten möchte, kann natürlich auch Zweige sammeln. Oft fegen Wind oder Eichhörnchen reichlich Zweige auf den Boden, die Ihr bei einem Waldspaziergang mitnehmen könnt. Achtet aber auch hier darauf, dass Ihr den Baum sicher erkennt und bestimmen könnt! Wenn Ihr Zweige schneiden müsst, ist der beste Ort der eigene Garten – im Wald bitte immer zuerst den Förster fragen. Und nehmt nur die Triebe, die der Baum nicht dringend zum Weiterwachsen braucht.
Dufte fürs Immunsystem
Zurück zum Inhalieren: Vor allem die Atemwege profitieren von den ätherischen Ölen – darunter Camphen und Limonen – aus Fichte & Co., mit ihren weiteren Inhaltsstoffen können sie auch das Immunsystem stärken. Beides Wirkungen, die zur Erkältungszeit eigentlich immer beliebt sind, in diesem Jahr wohl ganz besonders. In Tannennadeln zum Beispiel finden wir neben den bereits erwähnten ätherischen Ölen unter anderem Provitamin A und C, Cumarin, Flavonoide und Gerbstoffe. Die von der Kommission E auch als Heilmittel anerkannte Fichte enthält vor allem Vitamin C und ebenfalls Flavonoide und Gerbstoffe.
Die Inhaltsstoffe zeigen, wofür wir Fichte und Tanne nutzen können: Sie helfen, verstopfte Schnupfennasen zu befreien, regen Kreislauf und Durchblutung an und kommen auch bei rheumatischen Beschwerden zum Einsatz. Neben Tee und einem Sud zum Inhalieren sind daher Badesalz oder -öl einfache Möglichkeiten, sich die Wirkung zu Nutze zu machen.*
Mein Lieblingstipp fürs Homeoffice: Eine flache Schale mit Wasser auf die Heizung stellen und ein paar Tropfen ätherisches Fichten- oder Kiefernöl hineingeben. Das befeuchtet die Luft und bringt wunderbaren Waldduft in die heimischen Wände.
Neben den Nadeln kommt übrigens auch das destillierte ätherische Öl oder das Harz der Bäume zum Einsatz, letzteres als Salbe oder zum Räuchern. Aber nachdem sich mit den Anwendungsmöglichkeiten von Fichte, Tanne & Co. auch ganze Bücher füllen lassen, dazu vielleicht ein anderes Mal mehr.
Eine Auswahl schöner Rezepte – kulinarisch wie heilkundlich – findet Ihr im Blogartikel „Oh, Du köstlicher Weihnachtsbaum – Rezepte mit Fichte und Tanne“
*ACHTUNG: Bei Asthma, Keuchhusten, offenen Wunden, Bluthochdruck und Herzschwäche bitte NICHT anwenden. Im Zweifel fragt Euren Arzt oder Apotheker. Und auch für Babys oder Kleinkinder da sind die ätherischen Öle der Nadelbäume nicht geeignet.
Quellen und Literatur (unbezahlte Werbung):
Mehr Tipps, was Ihr mit dem Christbaum machen könnt, findet Ihr in dem Buch „Schatz, ich hab den Weihnachtsbaum aufgegessen“ von Sindy S. Grambow.
Ausführliches zu Tanne, Fichte, Kiefer und Co., Anwendungen und Inhaltsstoffen könnt Ihr u.a. in Karin Greiners Buch „Bäume in Küche und Heilkunde“ nachlesen oder in Steffen Fleischhauers „Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen“. (Beide AT Verlag)