Bitteres Schaumkraut – ein Immunbooster mit Charakter und Genussfaktor
Spazierengehen ist – corona-krisen bedingt – absolut im Trend. Bei mir persönlich allerdings häufig mit der Nase Richtung Boden. Denn ich kann es selten lassen, meine Umgebung nach essbaren Wildpflanzen zu durchforsten – die als echte Immunbooster übrigens ebenfalls voll im Trend sind. Bei einem dieser Spaziergänge bin ich – mal wieder – auf eine meiner Lieblingsfrühjahrspflanzen gestoßen: Das bittere Schaumkraut, Cardamine amara.
Bitteres Schaumkraut wächst zumeist direkt am Rand kleiner Bäche oder in Quellfluren, oft dicht an dicht, wie ein dicker Teppich. Mit seinen zwei- bis fünffach gefiederten, sattgrünen Blättern mit großer, rundlicher Endfieder, den weißen Blüten mit vier Blütenblättern und dem kantigen, kräftigen Stängel sieht es der Brunnenkresse zum Verwechseln ähnlich. Das ist nicht weiter schlimm, da sich beiden Pflanzen in gleicher Weise nutzen lassen und keine der beiden giftig ist. Der Geschmack der Brunnenkresse ist milder, weniger bitter – aber um diese Unterscheidung zu treffen, müsste man beide Pflanzen im Vergleich probieren. Außerdem hängt die Geschmacksintensität auch immer vom Alter und vom Standort der Pflanze ab. Die eindeutig erkennbaren Unterschiede liegen im Detail: Der Stängel des bitteren Schaumkrautes ist gefüllt, bei der Brunnenkresse ist er hohl. Und wenn Ihr die Blüten genau anschaut, entdeckt Ihr, dass die Staubbeutel der Brunnenkresse gelb sind. Beim Schaumkraut hingegen sind sie eher rötlich-braun.
Wirkt ab dem ersten Biss
Um das bittere Schaumkraut auf meinem Spazierweg zu ernten, muss ich immer ein bisschen klettern. Aber es lohnt sich, denn ich liebe den senfscharfen, leicht bitteren Geschmack. Der erste Biss ist Jahr für Jahr wieder eine erfrischend scharfe Geschmacksexplosion, das hübsche Kraut zeigt sofort seinen wahren Charakter. Denn mit der Zerstörung der Pflanzenzellen durch Raspeln, Schneiden oder eben Kauen werden die Senföle frei, die allen Kreuzblütengewächsen* (Brassiaceae) ihren typischen Geschmack geben. Senfölglykoside wirken antiviral, antibakteriell und antimykotisch. Laut neueren Studienergebnissen können sie die Zellteilung und damit die Vermehrung von Viren, Bakterien und Pilzen und sogar von Krebszellen hemmen. Durch diese Verlangsamung bekommt das Immunsystem mehr Zeit, aktiv zu werden und sich zu wehren.
Und auch das befeuern die Schaumkräuter, zu denen auch das behaarte Schaumkraut sowie das Wiesenschaumkraut zählen, mit ihrem hohen Vitamin C Gehalt. 100 Gramm der Frischpflanzen decken ein Mehrfaches des Tagesbedarfs. Damit nicht genug: Die Kombi aus Senfölglykosiden und Bitterstoffen regt die Arbeit von Leber und Galle an. Schaumkräuter wirken daher blutreinigend, verdauungsfördernd und krampflösend. Alles Effekte, die wir uns nicht nur während Pandemien, sondern eigentlich jedes Jahr zum Ende des Winters zu Nutze machen sollten. Ob Schaumkräuter deshalb vorwiegend von Januar bis Mai zu finden sind?
Genusstipps mit Schaumkraut
Hier noch zwei einfache, aber echt leckere Rezepte:
Schaumkraut-Canapés
Die allereinfachste Variante! Schneidet das gewaschene Schaumkraut klein und gebt es auf einen Teller. Jetzt kleine Brotscheiben mit Butter oder Frischkäse bestreichen und umgekehrt in den Kräuterhack drücken. So bleibt richtig viel hängen. Zur Dekoration dürfen noch ein paar Blüten dazu.
Gebackene Süßkartoffel mit Schaumkraut-Topping
Süßkartoffeln waschen und halbieren, die Schnittfläche kreuzweise einschneiden, mit Olivenöl bestreichen und bei ca. 200 Grad etwa 20-30 Minuten im Ofen backen, bis die Kartoffel gar und die Fläche goldbraun ist. Schaumkraut waschen, fein hacken und pur oder mit etwas Creme fraiche vermischt auf die Kartoffelhälften geben. Nach Belieben salzen und pfeffern und genießen.
Bei diesem Rezept trifft Soulfood auf Superfood. Denn es passt nicht nur das wärmende Aroma der gebackenen Süßkartoffel perfekt zur scharfen Frische des Schaumkrautes. Die Süßkartoffel enthält auch reichlich Betacarotin, welches unser Körper zu Vitamin A umwandelt. Und Vitamin A wiederum mobilisiert die sogenannten Killerzellen. Wenn dann noch die Wirkung des Schaumkrautes dazu kommt, haben Viren eigentlich kaum noch eine Chance. Daher: Lasst es Euch schmecken!
Noch mehr Genuss-Ideen
Weitere Möglichkeiten, das Schaumkraut zu genießen, sind gemischte Salate. Für eine frühlingsfrische Suppe nehmt Ihr einfach ein Rezept für Brunnenkresse- oder Sauerampfersuppe, und ersetzt die Kräuter durch bitteres Schaumkraut. Ihr solltet allerdings mit der Dosierung vorsichtig sein, damit die Suppe nicht zu scharf wird. Auch als Chips schmecken Schaumkrautblätter wunderbar, ein bisschen vergleichbar mit Grünkohlchips.
Doch jetzt genug für heute – ab an die frische Luft, ob mit oder ohne Kräutersuche. Denn Sonnenstrahlen fördern die Vitamin-D3-Produktion. Und auch das hilft uns, gesund zu bleiben.
*Zu den Kreuzblütengewächsen (Brassiaceae) gehören u.a. viele Kressearten, Kohl- und Senfgewächse. Die meisten davon sind Frühblüher und stehen uns somit mit als erste essbare Wildpflanzen im Jahr zur Verfügung. Wenn sie nicht sogar noch im Winter zu finden sind.